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Das Präfix oder englisch prefix eines Rufzeichens besteht aus seinen ersten Zeichen. Grundsätzlich werden diese von der ITU als International Call Sign Series an die Länder vergeben. Die Länder entscheiden dann, wie sie diese Präfixe genauer einteilen. Zum einen werden den verschiedenen Präfixen noch Bedeutungen zugeordnet. Zum anderen werden oft weitere Zeichen angehängt. Der Rest des Rufzeichens ist dann das Suffix. In Deutschland sind diese Details im Rufzeichenplan der AFuV geregelt. Die Regeln, wie ein Rufzeichen für den Amateurfunk im Detail zu bilden sind, stehen in den RR der ITU in Artikel 19.68 (Vol 1, Chapter 5, Seite 271 des Buchs, Seite 281 des PDF).

In den RR steht für jeden Funkdienst, wie dort die Rufzeichen gebildet werden. Für den Amateurfunk ist festgelegt, dass nach zwei Zeichen des Präfix eine Ziffer kommt. Eine Ausnahme ist, wenn ein erster Buchstabe komplett einem Land zugewiesen ist. Hier wird dann auch nur der erste Buchstabe genutzt. Die andere Ausnahme ist, wenn die ersten beiden nicht komplett einem Land zugewiesen sind. Hier sollen dann alle drei Zeichen genutzt werden.

Hier ein konkretes Beispiel: Die ITU hat Deutschland unter anderem das Präfix DD zugeteilt. Der Rufzeichenplan definiert, dass DD3 die Rufzeichenreihe eines personengebundenen Rufzeichens für die Lizenz-Klasse A ist. Im Verzeichnis der Rufzeichen steht dann, wem das Rufzeichen DD3AH aktuell zugeordnet ist. In DD3AH ist DD also das ITU-Präfix, DD3 die Rufzeichenreihe und AH das Suffix.

Die Ziffer in deutschen Rufzeichen gehört gemäß dem Rufzeichenplan weder zum Präfix noch zum Suffix. Das wird in jedem Land anders gehandhabt. Daher ist es enorm schwer, hier immer auf dem Laufenden zu bleiben. Einige Länder vergeben Präfixe nach Regionen. Und es gibt auch Streit darüber, wer überhaupt Rufzeichen vergeben darf. Ein Beispiel, wo die Ziffern zum Präfix gezählt werden, ist der Prefixes-Award.

Die Zuteilungen betreffen übrigens nicht nur die Rufzeichen des Amateurfunks. So ist DCF77 auch ein Rufzeichen mit ITU-Präfix.

Bei den Zuteilungen durch die ITU ist noch zu beachten, dass diese immer drei Zeichen umfassen. Und diese Zuteilung erfolgt immer von der ITU an das Land. Wie dann die einzelnen Funkdienste in dem Land damit umgehen, wird jeweils dort geregelt.

So ist beispielsweise Deutschland von der ITU der Bereich von DDA bis DDZ zugewiesen. Die BNetzA hat aus diesem Bereich DD3AH vergeben. D3AH könnte dagegen nicht vergeben werden, weil das erste Zeichen D nicht eindeutig Deutschland zugeordnet ist. Frankreich dagegen kann F5KGA vergeben, weil das erste Zeichen F eindeutig Frankreich zugeteilt ist. Laut RR Artikel 19.68 betrifft das die Buchstaben B, F, G, I, K, M, N, R und W.

Es gibt übrigens umgekehrt nur wenige Länder, die Präfixe mit 3 Zeichen benötigen. Beispielsweise ist Eswatini (Kingdom of) 3DA bis 3DM und Fiji (Republic of)  3DN bis 3DZ zugewiesen. Das steht eigentlich wieder im Widerspruch zu RR 19.68, wonach für Amateurfunk nur die ersten beiden Buchstaben genutzt werden sollen. Dazu gibt es dann die Fußnote 5 zu RR 19.68, die besagt, dass hier alle drei Zeichen des Präfix plus in eine Ziffer genutzt werden sollen. Zwischen Fiji und Eswatini hat man sich wohl so geeinigt, dass Fiji die Rufzeichen mit einer Ziffer an der dritten Stelle nutzt, während Eswatini 3 Buchstaben plus eine Ziffer nutzt.

Noch etwas verwirrender wird es, wenn das ITU-Präfix schon Ziffern enthält. Bosnien-Herzegowina ist beispielsweise E7 als Präfix zugewiesen. Die 7 im Rufzeichen gehört also anders als bei Frankreich zum Präfix und es kann an der zweiten Stelle keine andere Ziffer vergeben werden. Es werden hier Rufzeichen mit und ohne Ziffer an der dritten Stelle vergeben, beispielsweise E7POTA und E71AR. Die RR der ITU schreiben in Artikel 19.68 eigentlich vor, dass es eine weitere Ziffer nach den ersten beiden Zeichen des Präfixes geben soll. Man ist in Bosnien wohl der Ansicht, dass für das Sonderrufzeichen E7POTA eine Aufweichung der Regeln akzeptabel ist.

Historisch betrachtet haben sich die Zuordnungen immer wieder mal geändert. In Deutschland werden sich noch viele an das Präfix Y2 aus der DDR erinnern. Daher kam es, dass Karl Rothammel in seinen älteren Büchern als Y21BK bezeichnet wurde. Und Paul Moses Segal hat seine erste Lizenz so früh erhalten, dass er zuerst noch das Rufzeichen ohne ITU-Präfix 9EEA nutzte, später dann W9EEA erhielt und dann bei einem Umzug auf W3EEA wechselte, weil das in den USA so üblich ist.

Liste der ITU-Präfixe

Rufzeichenplan mit den Rufzeichenreihen in Deutschland

Wikipedia über ITU-Präfixe

Liste mit länderspezifischen Details von Tony, LZ3AI

Ausführliche Liste der Präfixe von 2008 von Rod AC6V (sk)

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Kategorien: Technik