Mathe-Videos mag ich nicht. Nun könnte man sagen: Ich bin ja auch nicht die Zielgruppe. Mein Abitur in Mathematik ist lange her, und alles, was ich noch nicht kenne oder weiß, kann ich mir schnell herleiten oder ich frage meinen Mann, der das beruflich macht. Aber der Grund ist ein anderer. In Videos wird ein Fallbeispiel eloquent durchgesprochen, es wird eine Aufgabe gelöst. Man muss nur zuschauen. Das fördert kein Verständnis. Der Zuschauer kann und weiß nicht mehr als vorher.
Noch schlimmer finde ich die Videos, die die gelöste Aufgabe als besonders schwer beschreiben, sie sei aus einer “Olympiade” entnommen oder dem Aufnahmetest einer Universität. Meist ist das gelogen. Aber ein Sprichwort sagt: “Schlimmer geht immer”. Und so gibt es dann auch Videos, die sind richtig schlecht. Da werden Parabeln mit Spitzen skizziert oder Fachbegriffe so falsch benutzt, dass es eher verdummt als erklärt. Und die Zuschauer haben dennoch das Gefühl, dass sie etwas gelernt haben, wie die vielen positiven Kommentare und 👍 zeigen. Die Kommentare behaupten auch oft, dass sie das in der Schule nie erklärt bekommen haben, was sehr unwahrscheinlich ist. Oft wird auch “die Methode” erklärt, ohne zu erwähnen, dass es auch andere gibt, und ohne sie beim Namen zu nennen.
Die modernen Möglichkeiten wie das automatische Übersetzen und Synchronisieren oder das Erstellen mithilfe von LLM machen es erst recht nicht besser. Wer das Gefühl hat, dass ein Video ihm etwas verständlich erklärt hat, möge bitte immer die Selbstkontrolle machen, ob er eine vergleichbare Aufgabe auch wirklich selbst lösen kann. Wirklich verständlich erklärt ist es erst, wenn man es auch selbst kann.
Ich habe an anderer Stelle mal gesagt, man soll die anderen Methoden, etwas zu erklären, nicht schlechtmachen. Aber gerade bei den Videos dominiert oft der Drang, den Kanal zu monetarisieren, was oft dem Inhalt nicht guttut. Und Mathematik scheint da ein beliebtes Thema zu sein.
Also schaut euch die Videos ruhig an. Aber bewertet das Video danach, wie viel ihr danach besser wisst und könnt, und nicht nur danach, wie eloquent die eine Aufgabe dargestellt wurde.